Dario Maximilian Witteberg hat 2009 sein Abitur am ÖG absolviert. Während seiner Schulzeit engagierte er sich mehrmalig bei „Jugend forscht“-Projekten – immer mit großem Erfolg. Trotz seines Faibles für die Naturwissenschaften entschied er sich für ein Studium in den Fächern Katholische Fachtheologie, Klassische Philologie sowie Internationale Entwicklung. Er lebt und studiert in Wien.
Was hat Sie motiviert, sich für ein Gespräch zur Verfügung zu stellen?
Es war mir eine Ehre und ein großes Geschenk, durch ein Stipendium gefördert zu werden. Dieses Gespräch bietet mir also die Chance, mich für das Stipendienprogramm zu engagieren. Mich motivierte aber auch die Möglichkeit, einige Vorurteile gegenüber Privatschulen – „sie seien nur etwas für die Elite“ – abzubauen, indem ich anderen ein Stipendium näherbringe.
Was hat der Förderverein für Sie tun können, was verdanken Sie ihm?
Der Förderverein gewährte mir ein Vollstipendium für die Schulgebühr; ich musste nur noch einen geringen Betrag beisteuern. Ohne diese Unterstützung wäre es mir finanziell nicht möglich gewesen, das ÖG zu besuchen. Dies war aber mein besonderer Wunsch, daher verdanke ich dem Verein die Chance für eine großartige Schulzeit und exzellente Bildung mit engagierten Lehrern und freundlichen Mitschülern.
Hat die Förderung Einfluss gehabt auf Ihre Lebensweise, Ihre Vorstellungen von sozialem Miteinander, von Verantwortung für die Gemeinschaft?
Wer besonders gefördert wird, sollte sich auch besonders anstrengen. Das heißt aber nicht, dass ein besonderer Leistungsdruck auf Stipendiaten ausgeübt wurde. Im Gegenteil – ich wurde weder an meinem Stipendium gemessen noch im Schulalltag distanziert behandelt, sondern fiel als Stipendiat nicht auf. Dieses Schulklima hat meine Vorstellung von sozialem Miteinander geprägt. Ein Stipendium bedeutet auch, dass andere Menschen Vertrauen in die eigene Zukunft haben und man diese Zukunft auch dazu nutzen sollte, die resultierende Verantwortung weiterzutragen.
Würden Sie Familien empfehlen, sich um ein Stipendium zu bemühen, wenn sie das Schulgeld nicht in voller Höhe zahlen können?
Das empfehle ich ganz besonders. Eine gute und umfassende Bildung und die besondere ethische Verantwortung, die das ÖG bietet, sind für die eigene Zukunft unbezahlbar wertvoll. Ein Stipendium macht sie aber erschwinglich. Ich selbst stieß erst sehr spät, während des 11. Schuljahrs, zum ÖG, daher hatte ich einen unmittelbaren Vergleich zu anderen Schulen. Am ÖG werden den Schülern neue Perspektiven und Denkweisen eröffnet, gerade auch in der umfassenden und weiterführenden Behandlung der Unterrichtstoffe und der immanent vermittelten christlichen Werte. Künftige Schüler sollten sich darauf einstellen, dass die Schule stärker in den Lebensmittelpunkt rückt und sie auch mehr Einsatz aufwenden sollten.
Inwiefern sind Ihrer Meinung nach die ÖG-Stipendien wichtig für das gesellschaftliche Leben in Bremen, insbesondere für den Bildungsbereich?
Das ÖG ist mit Recht stolz darauf, dass in seiner Tradition seit jeher eine „Stipendienkultur“ verwurzelt ist, die jedem die Chance bieten soll, an seinem Unterricht teilzunehmen. Das ist wichtig, da die Schule unzählbare Vorteile im Bereich der Bildung aufweist. Als Wichtigsten dieser Vorteile nenne ich den Religionsunterricht in allen Jahrgangsstufen, der sogar vorausgesetzt wird, um den Schülern ein ethisches Menschenbild zu vermitteln. Dies stellt in Bremen die einzige Möglichkeit dar, sich schon in der Schule intensiv mit Themen der Religion zu befassen, eine Beschäftigung, die ich als essentiell und von zeitloser Bedeutung erachte. Daraus ergibt sich ein vollkommen konfliktfreies und durch sachliche Diskussionen mit Lehrern und Schülern geprägtes Schulbild. Dadurch stellt das ÖG ein Vorbild für andere Schulen dar.
Dies beweist, dass das ÖG außergewöhnliche und besonders differenzierte Ansprüche in Bezug auf die Bildung und Förderung der einzelnen Schüler erfüllt. Das Stipendienprogramm ermöglicht all jenen, die eben diese außergewöhnlichen Ansprüche auch an ihre Bildung stellen, zu besonderer innerer Ausprägung zu gelangen und die Ideen des ÖG in die Gesellschaft zu tragen.
Wie könnte sich Ihrer Meinung nach das System der Stipendien weiterentwickeln? Worauf sollte geachtet werden? Welche konzeptionellen oder organisatorischen Empfehlungen können Sie aussprechen?
In meinen Fall spielte sich die gleichzeitige Bewerbung um Schulplatz und Stipendium am ÖG auf einer sehr persönlichen, ungekünstelten Gesprächsebene ab, also ohne Aufnahmeprüfungen oder bürokratische Hindernisse. Gerade diese unkomplizierte und nicht normierte Herangehensweise halte ich für einzigartig, zumal man im Allgemeinen ganz andere Vorstellungen von der Aufnahme an einer Privatschule hat. Dieses System sichert auch, dass auf jeden Bewerber individuell eingegangen werden kann, um zu Beispiel zu klären, ob seine Vorstellungen in das Schulklima passen. Diese grundsätzliche Orientierung sollte auf jeden Fall beibehalten werden.
Sollten Ihrer Meinung nach einzelne Gruppen – wie gesellschaftlich Benachteiligte, Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf, leistungsstarke Schüler oder christlich orientierte Familien – bevorzugt Stipendien erhalten?
Ich denke nicht, dass einzelne Gruppen bevorzugt Stipendien erhalten sollten, da es die Ausrichtung des Stipendienprogramms sehr stark einschränkt. Zudem hält es unter Umständen Bewerber, die nicht in diese Gruppe passen, davon ab, sich zu bewerben. Die Stärke des Stipendienprogramms liegt vielmehr darin, die Bewerber als individuelle Charaktere wahrzunehmen, nicht bloß als Angehörige einer gewissen Gruppe, die gefördert werden sollte.
Es sollte mithin darauf geachtet werden, dass der Bewerber sich mit der Schule identifizieren kann und charakterlich in die Gemeinschaft passt. Unter diesen Aspekten sollte natürlich Wert darauf gelegt werden, dass sich der künftige Stipendiat an christlichen Werten orientiert, da dies der Hintergrund des ÖG ist. Allein danach sollten Bewerber, zu welcher der genannten Gruppen sie auch gehören mögen, beurteilt werden.
Es gibt das Sprichwort: „Die Geförderten von heute sind die Förderer von morgen“. Ist es für Sie eine ernsthafte Option, den Stipendienfond des ÖG selbst finanziell zu unterstützen?
Schon jetzt habe ich auch über meine Schulzeit hinaus regelmäßig Beträge gespendet, um die Stipendiaten des ÖG zu unterstützen. Sobald ich in eine Position komme, die es mir erlaubt, den Stipendienfond in großem Maßstab zu unterstützen, werde ich meine Verantwortung ob des Stipendiums natürlich nicht vergessen und auch anderen Schülern eine solch großartige Chance ermöglichen.
Welche anderen Formen des Engagements können Sie sich vorstellen?
Der Schulverein bietet seinen Mitgliedern mannigfaltige Möglichkeiten, sich aktiv einzubringen. Wenn ich nicht ob meines Studiums aus Bremen fortzöge, sähe ich darin eine Möglichkeit der Beteiligung.